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19.01.2016

Stadtwerke Mainz AG investiert in Wasserkraft

SWM-Tochter enaqua GmbH übernimmt zehn Anlagen der RWE Innogy – Zukunftsprojekte Geothermie und Pumpspeicher kommen voran


MAINZ. Die Stadtwerke Mainz AG weitet ihr Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien aus: Mit der RWE Innogy GmbH wurde jetzt der Kauf von zehn Wasserkraftanlagen durch die Stadtwerke-Tochter enaqua GmbH vereinbart. Es handelt sich dabei um EEG-geförderte Kleinwasserkraftwerke, die größtenteils an der oberen Ruhr und benachbarten Flüssen in Nordrhein-Westfalen liegen. Eine Anlage befindet sich in Rheinland-Pfalz an der Sieg. Zusammengenommen produzieren diese zehn Wasserkraftwerke etwa 14 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlich erzeugten Strom im Jahr - das entspricht rechnerisch dem Jahresverbrauch von rund 3500 Vier-Personen-Haushalten. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Partner Stillschweigen.
Die enaqua GmbH weitet mit dem Erwerb der RWE-Anlagen ihren Anlagenbestand erheblich aus: Die Stadtwerke-Unternehmensgruppe verfügte bisher über eine Wasserkraftanlage in Plettenberg an der Lenne sowie die Wasserkraftanlage Wiesenburg an der Mulde in Sachsen. Beide WKAs erzeugen im Jahr zusammen etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom.
„Wir sehen in der Wasserkraft aufgrund ihrer über das Jahr gesehenen hohen zeitlichen Verfügbarkeit ein interessantes und langfristig attraktives Geschäftsfeld“, freuen sich die Stadtwerke-Vorstände Detlev Höhne und Dr. Tobias Brosze über die Einigung mit RWE Innogy. Vorrangiges Ziel im Bereich der Wasserkraft und der Erneuerbaren Energien sei dabei nicht die kurzfristige Gewinnerzielung, sondern vielmehr mittel- und langfristig der wirtschaftliche Erfolg durch einen ausgewogenen Mix an verschiedenen Anlagen zu erzielen. Die bisherigen RWE-Anlagen sind zwar schon einige Jahrzehnte alt, aber in einem ordentlichen Zustand. Investitionen durch die Stadtwerke wird es in den nächsten Jahren dennoch geben, um den Anlagenbetrieb stärker zu automatisieren und zu verbessern.
RWE Innogy-Geschäftsführer Hans Bünting erklärt: „Wir freuen uns, mit den Stadtwerken Mainz einen verlässlichen und erfahrenen Käufer gefunden zu haben, der einen langfristigen Betrieb der Kraftwerke anstrebt. Wir ziehen uns damit nicht aus der Wasserkraft zurück, denn der Verkauf der kleinen Wasserkraftwerke an der oberen Ruhr macht weniger als zwei Prozent unserer Wasserkraftkapazität in Deutschland aus. Im Gegenteil: Mit Partnern investieren wir über 40 Millionen Euro in die Modernisierung unseres Kraftwerks RADAG am Rhein und in Schottland bauen wir sogar neue Anlagen.“
Die Unternehmensgruppe Stadtwerke Mainz hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 300 Millionen Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investiert und sich dabei sehr breit aufgestellt: Inzwischen betreibt das kommunale Unternehmen in Eigenverantwortung oder über Beteiligungen unter anderem rund 200 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von über 100 Megawatt (MW) und mehr als 85 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 170 MW. Die in der Unternehmensgruppe direkt oder über Beteiligungen erzeugte Strommenge aus erneuerbaren Energien betrug 2015 mehr als 330 Millionen Kilowattstunden – das entspricht dem Jahresverbrauch von 82 500 Vier-Personen-Haushalten.
Auch bei Zukunftsthemen der Energiewende nimmt die Stadtwerke Mainz AG eine Vorreiterrolle ein: Im Landkreis Groß-Gerau treibt die SWM-Tochter Überlandwerk Groß-Gerau GmbH den Bau von Hessens erstem Geothermiekraftwerk voran. Die Anlage soll 2017 starten und Strom für bis zu 7200 Haushalte liefern. Weltweit einzigartig ist zudem der Energiepark Mainz im Mainzer Stadtteil Hechtsheim. In der von den Partnern Linde Group, Siemens und Stadtwerke Mainz AG Mitte 2015 in Betrieb genommenen Elektrolyseanlage wird Wasserstoff mithilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom hergestellt. Es ist die weltweit größte Anlage dieser Art. Die Stadtwerke Mainz AG ist zudem bei ihren Plänen zum Bau eines Pumpspeicherwerks bei Bingen auf der nächsten Etappe: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) hatte im Dezember 2015 als Genehmigungsbehörde die Träger öffentlicher Belange zu einem so genannten Scoping-Termin nach Mainz eingeladen, um mit den Verbänden und Interessensgruppen zu besprechen, welche Untersuchungen notwendig sind, wenn das PSW-Projekt in das Planfeststellungsverfahren geht. Das vorgelagerte Raumordnungsverfahren für das PSW Heimbach hatte die Machbarkeit aus raumordnerischer Sicht bestätigt und die Stadtwerke haben es Ende 2014 erfolgreich abschließen können. Geplant ist bei Niederheimbach und Trechtingshausen am Rhein ein Pumpspeicherwerk mit zwei Becken und einer Leistung zwischen 280 bis 320 Megawatt zu errichten.
„Es gibt kaum ein vergleichbares Stadtwerk in Deutschland, das in dieser Breite und Konsequenz in erneuerbare Energien und Speichertechnologien investiert wie die Stadtwerke Mainz“, sind Höhne und Brosze überzeugt.